FSJ Erfahrungsbericht Amelie Hoof

Als ich mit der Schule fertig war, bestand mein Traum darin, Psychologie zu studieren. Ich hatte aber keine Lust, direkt mit einem Studium anzufangen, sondern wollte zunächst einmal ein paar Praxiserfahrungen sammeln. Durch das Internet wurde ich auf die Wohnstätte ,,Haus am Bahnhof“ des Unternehmens Die Ostholsteiner aufmerksam und bewarb mich dort als FSJlerin.

 

Die Zusage kam sehr schnell und alle haben mich sofort herzlich aufgenommen; sowohl die Bewohner/-innen als auch die Kollegen/Kolleginnen wuchsen mir direkt ans Herz.

 

Mein Arbeitstag beginnt, wenn die Bewohner/-innen von ihrer Arbeit nach Hause kommen. Ich habe dann bereits Kaffee vorbereitet und für die ca. 20 Menschen eingekauft. Dann kommt Leben ins Haus. Ich trinke mit den Bewohner/-innen zusammen Kaffee, wir spielen Mensch-Ärger-Dich-Nicht, ich begleite Arzt- oder Bankbesuche und unterstütze die Bewohner/-innen bei täglichen Aufgaben wie Wäsche waschen oder Zimmer aufräumen. Dann wird das Abendessen vorbereitet, bei dem den FSJlern freier Lauf gelassen wird (ich zum Beispiel habe erst durch meine Kollegen/Kolleginnen richtig kochen gelernt). Auch bei der Aufrechterhaltung der Körperhygiene unterstütze ich, da einige Bewohner/-innen dies nicht alleine hinkriegen, und sie sind jedes Mal sehr dankbar dafür. Am Wochenende darf ich dann Ausflüge begleiten, zum Beispiel nach Fehmarn oder ins Schwimmbad oder mir selbst etwas Kreatives ausdenken. So habe ich mir eine kleine Gruppe von Bewohner/-innen geschnappt und mit ihnen ein Krimidinner auf die Beine gestellt. Und hat man mal keine Ideen, dreht man einfach Helene Fischer oder Andrea Berg laut auf und kocht gemeinsam etwas Leckeres.

 

Obwohl kein Tag wie der andere ist, hatte ich das Glück und das Privileg, etwas noch Außergewöhnlicheres mitzuerleben. Ich durfte die Freizeitfahrt nach Bispingen in den Center-Park begleiten. Mit neun Bewohner/-innen, zwei Betreuer/-innen und mir machten wir uns auf den Weg ins Ungewisse. Wir waren bowlen, schwimmen, shoppen, sind Essen gegangen, haben die Stadt und den Park besichtigt, mit Ziegen und Schweinen gekuschelt und hatten eine Menge Spaß.

 

Natürlich war es auch anstrengend, da wir alle sieben Tage lang vierundzwanzig Stunden dicht an dicht gewohnt und die Tage verbracht haben. Doch durch diese Woche habe ich gelernt, belastbarer zu sein und mehr auf mich selbst zu hören, um mir so auch mal Zeit für mich zu nehmen. Außerdem konnte ich die Bewohner/-innen mal ganz anders erleben. Im Urlaub sind sie einfach sehr viel entspannter und ausgelassener und viel harmonischer miteinander. Dadurch wurde mir erst bewusst, wie sehr die Arbeit die Bewohner/-innen mitunter anstrengt. So habe ich gelernt, wesentlich entspannter und offener mit den Launen der Menschen im Alltag umzugehen.

 

Und das ist noch lange nicht alles, was ich mir für mein Leben von dem FSJ schon jetzt mitgenommen habe. Vorher hatte ich keine Berührungspunkte mit Menschen mit Behinderung. Jetzt weiß ich, wie viel Spaß man mit ihnen haben kann, denn ihre Lebensfreude steckt sofort an. Während der Monate hat sich mein Selbstbewusstsein merklich gesteigert, ich habe gelernt, geduldiger zu sein und Verantwortung für andere und für mein eigenes Handeln zu übernehmen. Ganz besonders habe ich mich beim Autofahren von einem Angsthasen zu einem Profi entwickelt, da mir als FSJlerin die 9-Sitzer-Busse zur Verfügung stehen.

 

Ich möchte die Erfahrungen, die ich bis jetzt bei meiner Arbeitsstelle gemacht habe, nicht missen, sie haben mir bei meiner Zukunftsplanung geholfen. Ich interessiere mich nun für viel mehr als nur für Psychologie.