Noch vor dem Abschluss meiner Schulzeit entschloss ich mich dazu, nach dem Abitur ein Freiwilliges Soziales Jahr zu absolvieren. Durch Bekannte bin ich auf die Werkstatt für angepasste Arbeit Schwentinental aufmerksam geworden, eine der Außenstellen des Unternehmens Die Ostholsteiner. Als ich mich daraufhin auf der Homepage informierte, war ich sofort von dem Konzept, dem Angebot und vor allem dem Menschenbild, das dort vermittelt wird, angetan. Meine Bewerbung verlief problemlos, ich wurde eingeladen, man stellte sich gegenseitig vor und recht schnell bekam ich schon die Zusage. Der offene, freundliche Empfang, die Kollegen/Kolleginnen und Mitarbeitenden sowie die Einrichtung an sich überzeugten mich, bestätigt noch durch zwei Hospitationstage, welche ich probeweise durchführen durfte. So musste ich auch nicht lange überlegen bis mein Entschluss, hier arbeiten zu wollen, feststand.
Natürlich war ich vorm Antritt meines ersten richtigen Arbeitstages sehr aufgeregt, doch die Anspannung verflog schnell. Ich wurde herzlich empfangen und in arbeitsrelevante Dinge eingewiesen. Durch die Hospitationstage hatte ich beispielsweise den Tagesablauf schon kennengelernt und fand mich so gut zurecht. Bei Problemen oder Fragen jeglicher Art stehen einem außerdem sowohl die Arbeitsbegleiter/-innen als auch die Mitarbeiter/-innen mit Beeinträchtigung gerne zur Verfügung. Die Anleitung ist zudem vor Ort, kümmert sich um organisatorische Angelegenheiten und ist jederzeit ansprechbar.
Mein Respekt war zu Anfang dennoch sehr groß. Es war schließlich keine alltägliche Situation für mich, mit schwerbehinderten Menschen zu arbeiten. Umso erleichterter war ich, als ich nach und nach merkte, wie unbeschwert hier mit dem Thema Behinderung umgegangen wird. Grund dafür ist wahrscheinlich vor allem, dass die Bereiche Arbeit, Wohnen und Pflege zwar dicht beieinander liegen, aber trotzdem so gut wie möglich voneinander getrennt werden. In der Werkstatt hat die Beeinträchtigung einen anderen Stellenwert als in den Bereichen Wohnen und Pflege, da es hier vorrangig um die Arbeit an sich geht. Das machte es für mich als Neuling deutlich leichter mit der Situation umzugehen. Mittlerweile sehe ich es als Gewöhnungssache an und interessiere mich auch mehr für die eigentlichen Krankheitsbilder.
Somit habe ich ein Ziel, das ich mit diesem FSJ verfolgt habe, schon erreicht: Ich bin unbeschwerter und gelassener im Umgang mit Menschen mit Beeinträchtigung und habe gelernt, dass auch sie nur wie normale Menschen behandelt werden wollen.
Des Weiteren habe ich schon jetzt an Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein und Verantwortungsbewusstsein gewonnen. Das eigenständige Arbeiten und Treffen von Entscheidungen tragen erheblich dazu bei. Außerdem kann ich hier meine „Fahrkünste“ anhand des werkstatteigenen Transporters verbessern. Diese und etliche weitere Vorteile und Möglichkeiten sich weiterzuentwickeln bietet das FSJ bei Die Ostholsteiner.
Auch die Betreuung durch die Paritätischen Freiwilligendienste und die damit einhergehende Seminararbeit ist sehr angenehm und macht Spaß. Das Projekt, das in diesem Rahmen gefordert und frei wählbar ist, wird besonders von meinem Anleiter tatkräftig unterstützt. Zeit und finanzielle Mittel werden gestellt, solange beides in einem gesunden Maße benötigt wird.
Wer sich für den sozialen Bereich interessiert und sich engagieren möchte, dem kann ich ein Freiwilliges Soziales Jahr in dieser Einrichtung nur empfehlen.